Keimlinge:
Sprossen und Keimlinge kann man eigentlich das ganze Jahr über auf der Fensterbank ziehen. Schon nach wenigen Tagen hat man eine leckere Beilage für Salate, Kräuterquark, etwas aufs Brot oder, oder, oder... Je nach Gemüse-/Keimlingssorte gibt es für das Keimen unterschiedlichste Möglichkeiten. Und viel ausgeben muss man dafür gar nicht mal, vieles lässt sich mit sehr wenig Geld realisieren.
- Keimgläser:
Hier gibt es Sets mit einem, drei oder mehr Gläser zu kaufen. Statt einem Deckel haben sie ein Sieb, so kann man sie regelmäßig wässern und umgedreht wieder in ihr Gestell stellen, damit die Feuchtigkeit abließen kann.
Alternative: Ein Marmeladeglas, ein stabiles Gummiband und ein Stückchen Mosquitonetz. Fertig ist das do-it-yourself Keimglas. Nach dem Wässer umgedreht und schräg in den Deckel stellen, ggf. an der Wand etc. anlehnen.
Für das Keimglas eigenen sich vor allem größere Sprossen: Linsen, Rettich (die liebe ich wegen ihrem pikanten Radieschengeschmack ganz besonders), Alfalfa, Weizen, ... - Keimschalen:
Keimschalen sind meisteine Art Gitter für die Keimlinge und ein Wasserresevoir runter, wo später die Wurzeln reinragen. Man füllt das Wasser so hoch, dass die Keimlinge anfangs gut nass werden (Kresse bildet eine charakteristische Schleimschicht um den Samen), später müssen zumindest die Wurzeln im Wasser sein.
Alternative: Ein kleiner Teller, Blumenuntersetzer, Untertasse etc. mit Watte (auch Wattepads oder sogar Küchentücher funktionieren) oder etwas Blumenerde bedecken, gut nass machen und Saat darauf ausstreuen.
Für Keimschalen eigenen sich kleinere Sprossen wie Kresse. Zur Zeit versuche ich hier auch Brokkolisprossen zu ziehen, da ich mit dem Ergebnis im Keimglas nicht so zufrieden war.
Kräuter:
Zugegeben: die meisten Kräuter kaufe ich fertig im Gartenmarkt, manchmal sogar im Supermarkt, un pflege sie lediglich über das Jahr. Alle Kräuter vertragen alle paar Wochen eine Doses speziellen Kräuterdünger im Gießwasser. Ein kleiner Überblick, was sich gut am Balkon oder am Fenster halten lässt:
- Basilikum:Basilikum könnte man auch selbst frisch aussähen, aber meist ist es einfacher, die oft sehr günstigen Pflanzen aus dem Supermarkt zu kaufen. Basilikum mag es nicht trocken, also ist regelmäßig gießen angesagt. Mit ein wenig Pflege und ausreichend Licht gedeiht er auch am Fenster wunderbar. Lange Freude hat man an seinem Basilikum, wenn man immer nur die Blattspitzen (also die oberen 4-6 Blätter) abknipst, so dass am Stängel ein nachwachsendes Blattpaar stehen bleibt. Hier verzweigt sich die Pflanze wieder und bildet neue Blätter. Im Sommer kann der Basilikum natürlich auch draußen im Blumenkasten stehen. Ich stelle dazu einfach einen gekauften Topf in einen leeren Blumenkasten.
- Petersilie:Für die Petersilie gilt im Endeffekt das Gleiche wie für den Basilikum. Sie mag es nicht zu trocken. Beim Abernten nie eine ganze Pflanze abschneiden, sondern immer nur einzelne lange Triebe abschneiden. So wächst die Pflanze immer wieter.
Wie Basilikum kaufe ich Petersilie meist im Topf. Im Winter steht sie am Fenster, im Sommer draußen. - Majoran und Oregano:Die beiden sind bei mir zusammen in einem kleinen (60cm lang) Blumenkasten. Dazu habe ich die kleinen Plastikschildchen immer noch drin stecken, damit auch weniger erfahrene Personen die kleinblättrigen Kräuter auseinander halten können. Mehrjährige Pflanzen lassen sich gut überwintern und kommen bei mir jedes Jahr wieder. Beide brauchen ausreichend Wasser und gerne Sonne.
Als ich sie im späten Herbst in den Hausflur (~15°C) gestellt habe, waren beide komplett abgetrocknet und braun. Ich habe sie bis zur Erde hinunter zurückgeschnitten, weiterhin regelmäßig und nicht zu viel gegossen und siehe da, etwa im Februar haben beide wieder das spriessen augefangen, kaum das es sonniger und wärmer wurde. Und das schon das dritte Jahr in Folge.
Auch hier schneide ich immer nur die längeren Triebe ab, damit der Rest der Pflanze nachwachsen kann.
Tip zum Majoran: Der macht sich ganz toll an Bratkartoffeln mit Zwiebeln und evt. Speck. :-).
- Rosmarin:
Meine Rosmarinpflanze teilt sich den Kasten (ebenfalls 60cm) mit einem kleinen Salbeistock. Auch dieser Kasten hat bei rund 15°C im Hausflur überwintert und ist dabei auch grün geblieben. Früh im Jahr, schon etwa Anfang Februar hat er wieder angefangen zu blühen, die kleinen hellblauen Blüten machen richtig Freude und läuten das Frühjahr ein.
Beim Rosmarin schneide ich die Zweige so ab, dass noch nachwachsende Triebe am Zweig erhalten bleiben. Leider bekommt meiner inzwischen ziemlich lange, unten kahle, Zweige. Ich habe gelesen, man sollte ihn entweder im Frühjahr nach der Blüte, andere sagen im Herbst vor dem Überwintern, stark zurück schneiden, damit er weiterhin buschig wächst, aber dazu habe ich noch keine Erfahrung. Ich hab mich bislang nicht getraut, den Busch so stark zu beschneiden. - Salbei:
Wie schon erwähnt, teilt diese Pflanze sich bei mir den Kasten mit dem Rosmarin und durfte bei ~15°C im Hausflur überwintern. Der Salbei bliebt den ganzen Winter über grün und wollte auch ausreichend Wasser. Jetzt im Frühling bildet er wieder schöne neue Triebe.
Hier ernte ich meistens nur einzelne Blätter, mehr braucht man meistens eh nicht. - Thymian:
Mit Thymian habe ich bisher kein Glück. Jeden Sommer vertrocknet er, teilweise wurde er auch ganz trocken dornig und hatte nur noch wenige, kleine und trockene Blätter. Meine diesjährige Errungenschaft ist ein bodendeckender Zitronenthymian. Mal sehen, ob ich es diesen Sommer hinbekomme. - Zitronenmelisse:
Meine Zitronenmelisse teilt sich den Kasten mit dem Estragon. Sie mag ausreichend Wasser und nicht zu viel Sonne. Auch dieser Kasten hat bei ~15°C im Hausflur überwintert und war im Herbst total trocken. Dank regelmäßigem, leichtem gießen hat er im Frühling schon am Fenster wieder ausgetrieben und hat jetzt im März schon viele kleine Blätter. Die schmecken gehackt übrigens hanz hervorragend zu einer frischen Salatsauce mit Joghurt, weißem Balsamico, Basilikum und Zitronenschale. - Estragon:
Estragon ist Unkraut. Egal ob absolute Trockenheit, Frost oder anderes: Das Ding treibt jedes Frühjahr wieder aus. Und zwar nicht nur das, der Estragon vermehrt sich auch noch wie nochmal was. Aus einer dicken Wurzel treiben immer neue Triebe an die Oberfläche. Da er mit der Zitronenmelisse zusammen eingepflanzt ist, hat er auch im Flur überwintert, hätte es aber auch draußen problemlos überstanden. - Minze:
Minze kaufe ich fertig gepflanzt im Topf. Ihr Überlebenswille ist dem Estragon nicht unähnlich. So oft ist sie mir schon komplett vertrocknet und hat dann aber doch aus vielen kleineren, dicklichen Wurzeln wieder ausgetrieben. Sie mag es nicht zu trocken. - Kapuzinerkresse:Die ziehe ich jedes Jahr neu. Die Samen dazu in einen Topf voll feuchter Erde ca. 1-1,5cm tief in die Erde stecken. Schon nach wenigen Tagen treiben am Fenster kräftige Triebe mit rundlichen Blättern aus. Es gibt rankende und nicht rankende Pflanzen, letztere empfehle ich für den Topf auf dem Balkon.
Die Blätter haben einen scharfen Geschmack und machen sich gut in Salaten, später treiben wunderschöne, orangfarbene Blüten aus, die man ebenfalls essen kann und damit gut Salate und Beilagen verzieren kann. Lässt man die Blüten komplett verblühen, kann man auch wieder Samen einsammeln.
Ja, auch Gemüse kann man auf dem Balkon ziehen. Zumindest kleinere Sorten (mein Balkon hat nur ca. 3 m³). Bei mir wachsen dieses Jahr Balkontomaten, Chillies, Pflücksalat und später evt. noch Zuckererbsen. Voriges Jahr hatte ich auch Monatserdbeeren, die ich fertig angezogen im Tray (bei Aldi) gekauft haben und einfach eingeplanzt. So gab es den ganzen Sommer über kleine Erdbeerchen.
- Tomaten:Es gibt eine ganze Reihe von Tomatenarten, deren Pflanzen nur etwa 50cm hoch werden, die sogenannten Balkontomaten. Die meisten von ihnen bilder kleine bis mittelgroße Früchte und sind pflegeleicht, man muss sie nämlich meist nicht ausgeizen (sprich, die unteren Triebe entfernen). Ich pflanze dieses Jahr die Sorten "Hoffmanns Rentita" und "Tumbling Tom Red" an. Letztere ist neu, zu der kann ich noch nichts sagen, erstere hatte ich schon mal. Diese Sorte bildet mittelgroße und sehr aromatische Cocktailtomaten.
Die Tomaten ziehe ich in kleinen Torftöpfchen am Fensterbrett vor, je 3 Samen in einem Topf, später vereinzel ich sie. Die Töpfchen stelle ich einfach in einem alte Speiseeis-Box zum Keimen. Tomaten keinem ziemlich zuverlässig, bislang ist mir noch fast jeder Samen aufgegangen. Nach einigen Wochen, wenn es draußen warm genug ist und die Pflänzchen etwas größer geworden sind (4-6 Wochen) setze ich ja 4-5 der kräftigsten Pflänzchen in einen Topf mit 50-60cm Durchmesser. Werden die Pflanzen größer, binde ich sie an kleine Bambusstäbe an, damit sie nicht so leicht abknicken und dünge sie regelmäßig mit Tomatendünger. Und dann heißt es abwarten.
- Chillies:Aktuell ziehe ich die Sorte "Rotes Teufele" in zwei kleinen Töpfen vor. Von 8 Samen sind leider nur 4 aufgegangen, gut, dass ich mehr eingepflanz habe. Jetzt bin ich gespant, wie sich die Pflanzen entwickeln. Ich würde die Chillies genauso wie anderes Gemüse regelmäßig mit etwas Gemüsedünger düngen um ihnen genügend Nährstoffe anzubieten.
- Pflücksalat:Hier habe ich mir, in Anlehnung an die Kisten die es in verschiedenen Gartenmärkten gibt, meine eigene "Salatkiste" gebaut. Eine kleine Holzkiste aus dem Baumarkt mit etwa 25cmx50cm habe ich braun lasiert. Da rein kommt eine große, normale Plastiktüte (Tragetasche), die ich bis zum Rand der Kiste mit Erde fülle und den Rand bündig mit dem Rand der Kiste abschneide. Auf der Erde sähe ich Salate wie Pflücksalat (Saatbänder), Rukola (=Salatrauke) breit gestreut oder Feldsalat aus. Pflückt man beim Pflücksalat immer nur die äußeren, großen Blätter ab, kann man relativ lange ernten. Da das Wachstum relativ schnell geht, kann man, wenn man abgeerntet hat, einfach neu sähen, nach ca. 8 Wochen wächst neuer Salat. Alternativ in 2 Kisten versetzt anbauen :-).
Töpfe/Kästen mit Drainage:
Eine Drainage in Töpfen und Kästen verhindert, dass sich Wasser staut und bildet gleichzeitig ein kleines Wasserresevoir. Alles was man dazu braucht ist Blähton und Filtervlies aus dem Gartenmarkt.
Auf den Boden des Pflanzgefäßes etwa 5cm hoch Blähton (ich nehme die mittlere bis große Körnung) einfüllen und ein zurechtgeschnittenes Stück Filtervlies drauf legen. Oben drauf kommt dann wie üblich die Erde. Hat er Topf unten sehr große Löcher, kann man dort ein weiteres Stück Vlies einlegen, damit die Blähtonkugeln nicht durch die Löcher fallen.
Es ist jetzt Anfang April und langsam kommt das Frühjahr. Tomaten, Kapuzinerkresse und Chillies sowie Feldsalat und Rucola habe ich vor 3 Wochen gesäht, die meisten Kräuter sind schon wieder draußen. Jetzt freue ich mich auf einen leckeren Sommer mit selbstgezogenem Gemüse, vielen duftenden Kräutern und schönen Blüten. Denn auch Gemüse und Kräuter blühen wirklich schön, wozu brauchts da noch Blumen :-)
Viel Spaß beim Pflanzen, Kochen, Basteln, Essen und beim Wachsen zusehen.
Guten Hunger!
Bille
Moin... :-)
AntwortenLöschenMein Rosmarinbusch wächst draussen vor der Terrasse im Süden seit Jahren und wird immer größer.
Ich bringe weder Rosmarin noch Salbei zum Winter rein.
Mein Salbei hat inzwischen 2 qm Größe erreicht, und sein Ableger ist auch schon wieder 1/2 m im Quadrat.
Ich hatte schon vorher jahrelang einen Rosmarinstrauch, der mich in der Größe übertroffen hatte.
Aber nach einem Winter mit langer trockener und eiskalter Periode hat er dann leider den Geist aufgegeben und ist erfroren.
Sogar mein Olivenbaum wächst draußen, weil ich die Nase voll hatte, immer wieder den schweren Topf in die Wohnung zu holen.
Auf meiner Terrasse wächst alles bestens, sogar besser als Blumen.
Dabei bin ich hier oben in Bremen, also nicht unbedingt das mildeste Klima. :-)
Das wollte ich nur mal so nebenbei schreiben...
Vielleicht hätte ich den Blähton auch besser unter den Rosmarin gesetzt...
Naja, mal abwarten, was der nächste Winter mit meinen Kräutern macht.
Ciao