Da es in Islay aktuell 8 aktive Destillen gibt, bleibt es natürlich nicht bei dem Besuch zweier.
Wenn auch an der Südküste im Inneren einer weit herein reichenden Bucht (Loch Indaal gelegen, so zählen die Destillen von Bowmore und Bruichladdich doch schon zu den Destillen der Nordhälfte der Insel. Ganz im Norden gibt es dann außerdem noch Caol Ila und das benachbarte Bunnahabhain, das wir aber aus Zeitgründen nicht mehr besucht haben.
Bruichladdich ist eine relativ alte Destille und zählte bei der Eröffnung 1881 zu den modernsten Destillen, die es gab. Nach einer Stilllegung in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde sie 1994 erneut stillgelegt, bis sie im Jahr 2000 für 7,5 Mio £ verkauft wurde [1]. Davon waren 2 Mio £ für die Geräte und der Rest der Summe für den großen Whisky-Vorrat. Ein großer Teil der alten verkauften Whiskys stammt also noch aus der Periode der Vorbesitzer, trotzdem kommen inzwischen die ersten 10-jährigen und jüngeren Whiskys aus der neuen Periode auf den Markt.
In Bruichladdich haben wir uns außerdem einer Tour durch die Destille angeschlossen, da man hier besonders viel sehen kann. Viele Geräte sind noch um die 100 Jahre alt, und die Destille ist eine der wenigen, die auch selbst abfüllt. Einige Bilder gibts hier:
In der 100 Jahre alten Mühle wird das Malz gemahlen um dann mit Hefe und Wasser vermischt quasi zu Bier gemacht zu werden.
Dieses "Bier" wird ca. 4 Tage vergoren, bevor es in der kupfernen Brennblase gebrannt wird. Die recht Blase ist "Ugly Betty", die Brennblase für den Gin, bei der der Alkoholdampf durch den mit Kräutern gefüllten "Topf" im oberen Rohr geleitet wird.
In Holzfässern wird der Whisky im Anschluss gelagert, je nach Wunsch unterschiedlich lange und in unterschiedlichen Fässern. Bevor er verkauft wird, muss er natürlich auch abgefüllt werden.
Im Anschluss an die Tour konnten wir auch einige sehr gute Whiskys probieren, die im Folgenden aufgeführt sind. Für die Art der Bewertung soll auf den vorherigen Blogeintrag verwiesen werden.
Rocks:
46% vol., <10 ppm "peat", also Torfgeschmack. Für die Verhältnisse der Insel ist das sehr wenig torfig, wobei generell die nördlicheren Destillen weniger rauchige und torfige Whiskys produzieren, als die südlichen. Der Whisky ist einer der "Standard-Whiskys" der Destille, leicht süßlich, verhältnismäßig scharf und überhaupt nicht rauchig.
Bewertung: 0/+
Fino:
46% vol. Der Whisky wurde unter anderem im Sherryfass ausgebaut, was man deutlich am Geruch feststellt. Vom Geschmack her ist er dem "Rocks" ähnlich, aber milder als letzterer.
Bewertung: 0/+
10 year old:
46% vol. Einer der ersten Whiskys aus der neuen Periode, verkauft auch als "The Laddie Ten". Eine Mischung aus 90% Destillat aus Bourbonfässern und 10% aus Sherry Fässern. In Geruch und Geschmack zitronig und fruchtig, leicht rauchig, ganz leicht salzig und sehr mild.
Bewertung: +/++
El Classico:
46%, aus dem Oloroso-Fass. Ein Single Cask Whisky, der nur in der Destille zu bekommen ist. Zu schade, er ist absolut hervorragend. In Geruch und Geschmack steckt sehr viel Sherry, der Whisky ist harmonisch, süßlich und sehr mild.
Bewertung: ++/+++
Single Cask 17 year, 1992:
Eine weitere Rarität. Dem El Classico nicht unähnlich. Er riecht schwer nach Sherry, schmeckt weich und süßlich und ist ebenfalls sehr mild.
Bewertung: +/++
The Botanist (Gin):
Dieses Destillat ist kein Whisky, sondern ein von Bruichladdisch gebrannter Gin mit 22 Kräutern von der Insel Islay. Wir waren absolut beeindruckt. Schon im Gerucht kann man die Vielfalt der Kräuter und Gewürze riechen, die man genauso auch schmeckt.
Bewertung: ++/+++
Noch am gleichen Tag machen wir einen Abstecher in den größten Ort der Insel, Bowmore, wo wir nicht nur einkaufen und mittag essen, sondern auch der gleichnamigen Bowmore Destillery einen Besuch abstatten.
12 year old:
40% vol., 20% aus dem Sherry-Fass und 80% aus dem Bourbon-Fass. Ein bernsteinfarbener Whisky, der nicht rauchig, dafür eher fruchtig schmeckt. Ein "klassischer" Whisky, der angenehm mild, leicht malzig und weich schmeckt.
Bewertung: 0
15 year old darkest:
43% vol. 12 Jahre im Bourbon- und anschließend 3 Jahre im Sherry-Fass gelagert. Sehr dunkler Whisky, der einen deutlichen Sherry-Geschmack aufweist, leicht rauchig und wiederum sehr weich ist.
Bewertung: 0/+
18 year old:
Ähnlich wie der 12yr, aber 40% Sherry- und 60% Bourbon-Fass. etwas stärker und rauchiger als der 15yr.
Bewertung: 0/+
Als wir beschließen und in Richtung Nordküste und Fährhafen auszumachen sind wir gerade noch rechtzeitig da, um der Caol Ila Destillery einen kurzen Besuch abzustatten (das Visitor Center hat nur noch wenige Minuten geöffnet) und dort immerhin noch einen Whisky zu probieren, der uns eher überrascht und gut schmeckt.
Destillerys Edition, Cask strength:
58,5% vol. Fassstärke. Ein Verschnitt aus Sherry- und Bourbon-Fass und unterschiedliche Alter. Von Geschmack und Geruch leicht moorig/torfig. Der Whisky ist überhaupt nicht rauchig und schmeckt komplett anders als die übrigen Islay-Malts, die wir probiert haben. Er ist sehr weich.
Hier möchte ich noch kurz die einzige Destille der spärlich besiedelten Nachbarinsel Jura erwähnen, die Jura Destillery. Diese haben wir nicht besucht, allerdings abermals im DutyFree am Flughafen einen sehr guten Whisky, den "Jura Superstition" probiert, der insbesondere mir sehr gut geschmeckt hat (ich mag im Gegensatz zu Michi und Flo die weicheren lieber als die ganz so rauchigen), und von dem ich mir eine Flasche gekauft haben. Genauso wie für den "Ardbeg Ten" (siehe vorheriger Post) gibts davon eine detaillierte Bewertung später.
Damit bin ich fertig mit Islay und werde im nächsten Post wieder mehr über Essen udn Getränke der Highlands schreiben.
In diesem Sinne: Guten Durst!
Bille
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